Erlebnis Welt

28
Jan
2013

Denken?

Früher ging man nach dem alten Spruch vor: “Ich denke also bin ich”. Heute ist das anders. Der moderne Mensch hat irgendwann mal bemerkt, das Denken nicht unbedingt von Nöten ist, um zu Sein. Auch ohne zu denken kann man existieren. Klingt unglaubwürdig, ist aber leider die Wahrheit. Das Denken wurde aus Gründen der Energieersparnis eignestellt. Gut, hin und wieder, so muss man zugeben, ist es auch nicht unbedingt empfehlenswert wenn man denkt. Zu existieren ist in diesem Moment schon Strafe genug. So schränkt man es so weit ein, bis es nicht mehr möglich ist darüber nachzusinnen warum Bohlen mit seinen Sprüchen einen derartigen Erfolg hat, oder warum man sich eine Sendung wie das Dschungelcamp anschaut. Da, da es in meinem Umfeld anscheinend immer den ein oder anderen zu geben scheint, der den Mist unbedingt schauen möchte, stelle ich das Denken gerne ein und sitze, planktonähnlich auf dem Sofa, auf den Wal wartend, der mich verspeisen soll, vor mich hin zu existieren.

Nun mag man denken, das das schon das Schlimmste gewesen sei, was einem als denkendem Menschen, passieren könne. Leider nicht. Leider gibt es auch im wirklichen Leben, nicht nur in der Irrealität der Glotze, Menschen bei welchen es besser ist die Funktionen des Gehirnes auf die existentiellen zu beschränken. Einatmen, Ausatmen, Herzschlag. Die Bilder die das Auge empfängt versanden irgendwo zwischen Sehnerv und Sehzentrum als hätte es sie nie gegeben. Die Signale welche von den Ohren losgeschickt werden werden kurzerhand von selbigem wieder zurückbeordert um sie so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Als wären sie eine verdorbene Speise gewesen.
Da erinnere ich mich an ein Erlebnis.
Da stand ich in der Information des Baumarkt in welchem ich einst als Kundenberater tätig war, um auf Kundschaft zu warten. Sich zu verstecken machte keinen Sinn, war ja keiner da, bis, ja bis diese junge Dame auf mich zu kam. Ich freute mich, Abwechslung, Unterhaltung. Sie ging an mir vorbei, auf die Farbeimer, gefüllt mit strahlendem Weiss, zusteuernd. Ihr Blick schweifte über die Aufschriften der Behälnisse, dann, trat sie an mich heran, noch bevor ich sie ansprechen konnte.
“Ist die weisse Wandfarbe auch dann weiss wenn glänzend auf dem Eimer steht”?
Man möchte zu einer Amöbe werden, nicht in der Lage zu hören, zu fühlen, zu denken. Ein schönes Leben muss das sein, mit nichts anderem belastet zu sein als sich hin und wieder zerteilen zu müssen.

Fortpflanzung, ein wichtiges Thema, bei dem nur ein Minimum an Denken erforderlich ist. Das einzige woran es zu denken gilt ist; “Wie viele Kinder kann ich mir leisten? Kann ich überhaupt ein Kind finanzieren? Möchte ich Kinder”?
So fragt man sich des öfteren bei so mancher Hartz IV empfangenden Familie,nicht ob sie sich dabei überhaupt etwas gedacht haben vier Kinder in die Welt zu setzten, sondern eher, ob was sie sich dabei gedacht haben. Denn nicht einem jeden kann abgesprochen werden zu denken.
Jedoch wirken manche Menschen hin und wieder verloren in all diesen Gedanken die durch ihren Verstand irren. Fehlgeleitet durch einen Gedanken der sich schlicht und ergreifend verirrte. So tingelt er langsam und lustlos durch die viel zu vielen Windungen des Gehirnes und entschliesst sich schliesslich, aus lauter Verzweiflung, irgendwo anzudocken, nur um endlich seine, ansonsten endlose, Reise zu beenden. Dumm nur, das er eigentlich an den gesunden Menschenverstand abgesendet worden war, Anschluss aber im Zentrum für Amüsement fand. So denkt nun der Besitzer des Gedankens, für den er sicherlich sämtliche seiner geistigen Ressourcen ausschöpfen musste, kurz bevor es zum Akt kommt: “Scheiss egal, lasst uns Spass haben.” Und so hat man den Salat.
Ich möchte gar nicht wissen wie vielen unserer Politikern es ähnlich ergeht. Sehen sie sich nur mal an wenn sie wieder, anscheinend gelangweit, im Plenarsaal sitzen, vor sich hin starren und man beinahe jeden einzelnen der Gedanken sehen kann die verzweifelt bemüht sind herauszufinden wo genau sie hingehören. Leere Augen, irgendwo ins Nirgendwo blickend. Der Sessel auf welchem sie Platz genommen schwingt leicht mit ihrer gelangweilten Körperbewegung hin und her. Mehr nicht. An bestimmten Stellen wird kurz ein wenig Beifall geklatscht, oder auch nicht, schliesslich könnte der Redner ja nicht der eigenen Partei angehören. Wer spendet schon dem Gegner Beifall, egal wie Recht er gehabt haben mag. Das war’s. Der einzige der wirklich weiss was er macht scheint lediglich der Redner zu sein, auch wenn man sich bei mancher Aussage fragt ob dem wirklich so ist.
Aber warum sollten sich Politiker auch von anderen unterscheiden, sind sie doch, ob man das nun glauben mag oder nicht, doch auch nur Menschen, und Menschen, das hatten wir ja schon ein Stück weiter oben, stellen gerne mal das Denken ein. Auch ist das Einstellen des Denkprozesses ja anscheinend zu einer Art Erfolgsrezept geworden. Hatte man früher noch alles daran zu setzten intelligent zu sein, also seinen Denkapparat wenigstens hin und wieder zu verwenden, wollte man Erfolg haben, reicht es heutzutage oftmals aus wenn man nur so wirkt (aber des Öffteren ist nicht einmal das noch von Nöten). Man sehe sich nur all jene an welche einem so als Arbeitskollegen zur Seite gestellt werden. Eine Lehre mögen sie absolviert haben, doch fragt man sich wie sie das geschafft wurde, können sie doch einen Hammer nicht von einem Nagel unterscheiden. Ist es nicht mehr so, das man am Ende einer Berufsausbildung eine Prüfung abzulegen hat um als ausgebildet zu gelten? Wurde das in der Zwischenzeit aus Kostengründen abgeschafft?
Nicht zu denken als Erfolgsrezept. Einfach nur noch Sein. Da fragt man sich doch ob man selber nicht der Dumme ist, da man das Denken nicht, ausser in beschriebenen, oder ähnlichen, Extremsituationen, einstellen möchte.

23
Jan
2013

Segen oder Fluch

Gerade zur Tür herein, die Winterbekleidung noch nicht abgelegt, werde ich des kleinen, blinkenden Lichtchens gewahr. Behutsam drücke ich den Knopf.
Mütze wird abgelegt, Jacke geöffnet. Aus dem Gerät ertönt eine weibliche Stimme (warum haben Maschinen in den meisten Fällen weibliche Stimmen?).
“Sie haben eine neue Nachricht.”
Ein Piepsen. Ich hänge die Jacke auf den Bügel.
“Nachricht Nummer eins.”
Auf die Knie um die Schnürsenkel meiner Schuhe zu öffnen, was unangenehm, da nass geworden im Schnee.
“Guten Morgen Herr …, hier spricht die Firma... .Ich möchte Sie bitten mich in dringender Angelegenheit unter der Rufnummer … zurückzurufen.”
Ein klacken, ein weiterer Pieps, dann Ruhe.
Ich stelle die Schuhe ins Regal, während ich mich über mich selber ärgere. Warum höre ich den Anrufbeantworter ab wenn ich mich nicht in der Lage sehe mir das ein oder andere aufzuschreiben? Man sieht es so in Filmen, doch hat eine fiktive Person selten das Problem sich etwas aufschreiben zu müssen, da doch der reale Mensch der hinter ihr steht in den meisten Fällen seinen Text auswendig gelernt, so auch die vom Gerät angesagten Informationen.
Ein Blick neben das Telefon verrät mir: Notizblock ja, Stift nein. Ins Wohnzimmer getrottet, Kugelschreiber geholt, wieder an den Apparat in den Flur. Stift in der Hand, Block bereit, drücke ich ein weiteres mal auf den Knopf. Da sich das Ganze nicht beschleunigen lässt sehe ich mich gezwungen mir die ganze Nachricht ein weiteres mal anzuhören. Ich notiere mir den Namen der Firma schon mal, aus dem Kopf, ganz oben auf dem Blatt. Den wenigstens konnte ich mir merken.
“Sie haben eine neue Nachricht.”
Kleine Pause.
“Nachricht Nummer ein”.
Ich beginne ungeduldig mit dem Fuss zu Wippen.
“Guten Morgen Herr... ,”
Es werden kleine seltsame Formen neben den Firmennamen gekritzelt.
“Hier spricht die Firma... . Ich möchte sie bitten mich in dringender Angelegenheit”
Ich bin bereit. jeder Muskel ist angespannt. Die Spitzte des Stiftes ruht auf dem Blatt.
“unter der Rufnummer... “
Ich notiere die Vorwahl. Mein Handy klingelt. Den Rest bekomme ich nicht mehr mit. Es wird geflucht, der Anruf weggedrückt, das mobile Gerät stumm geschaltet. Das ganze ein weiteres mal von Beginn an. Beim nächsten Telefonkauf werde ich einen Anrufbeantworter verlangen welcher sich innerhalb der Nachricht vor- beziehungsweise zurückspulen lässt. Beim dritten Anlauf klappt es dann. Ich habe Namen und Nummer auf einem Blatt in recht leserlicher Handschrift stehen. Die mir soeben von einer körperlosen Stimme diktirte Nummer wird gewählt. Schliesslich sei es ja wichtig.
“Sie rufen ausserhalb unserer Geschäftzeiten an.”
Genervt lege ich auf. Dafür nun der ganze Aufwand.
Manchmal frage ich mich, warum ich überhaupt einen Anrufbeantworter besitzte? Die wenigsten Menschen Sprechen eine Nachricht darauf. Sollte es aber doch so sein das sich jemand erbarmt dem Gerät Grund zu geben zu glauben das es gebraucht wird, ist es meist nicht so wichtig wie der Anrufer denkt oder mir Glauben machen möchte. Gerne werden jene Nachrichten genommen, in welchen in äusserst dringenden Angelegenheiten um Rückruf gebeten wird, doch weder wird die Nummer, welche es zurückzurufen gilt, gesendet, noch wird sie auf das Band gesprochen. So steht man dann also da und versucht sich zu erinnern ob man die Nummer nicht irgendwo hat oder aber in Erfahrung bringen könnte.
Toll ist es auch, wenn ich auch nicht verstehe warum jener Mensch so vorgegangen ist, wenn man sich, nach dem letzten Klingeln noch zusätzlich den Gesamten Ansagetext anhört, auf das obligatorische Piepsen wartet um erst dann aufzulegen. Eine Nachricht ohne eine Nachricht. Also, wozu brauche ich das Ding?
Ich könnte mir ja die ein oder andere Erinnerungsmitteilung zukommen lassen, wie es ein guter Bekannter von mir einst tat. So kam es vor, das er sich mittels seines Anrufbeantworters daran erinnerte das es nicht vergessen solle zum Metzger zu gehen um das Abendbrot zu sichern. Dumm nur, das er die Nachricht erst abhörte wenn er schon Zuhause war. Wenigstens wusste er dann das er etwas vergessen hatte und darüber hinaus auch sein vorgehen, was Erinnerungen anbetraf, dringend zu überdenken sei.
Ich könnte ihn auch einfach abschalten. Momentan die einfachste Art einer Mitteilung zu entgehen. Aber wozu hätte ich ihn dann gekauft. Schliesslich muss sich eine solche Anschaffung ja bezahlt machen, egal auf welche Art und sei es nur weil sie eben einfach nur eingeschaltet ist. Mit diesem Vorgehen würde den Anrufern auch erspart bleiben was auch ich nicht mag: Auf einen Anrufbeantworter zu sprechen. Mit einer Maschiene zu kommunizieren, obwohl man indirekt ja mit mir spricht. Sich mit Geräten des täglichen Gebrauches zu Unterhalten, wenn auch recht einseitig, hat schon etwas von; “Ich rede auch mit Pflanzen”.
Die Ansage ist auch immer so eine Sache. Ehrlich, haben sie schon mal einen wicklich guten Ansagetext gehört? Es ist nunmal nicht jeder zum Sprecher, seinen wir ehrlich es sind die wenigsten, geboren. Meist muss man unfreiwillig lächeln, hört man was da durch die Leitung kommt, was wiederum dazu führt, das man den kurzen Pieps am Ende der Ansage verpasst.
Was macht man also um diesem Missstand abzuhelfen. Man lässt eben andere sein Maschinchen bequatschen. Am besten eine Berühmtheit. Entsprechendes Material gibt es ja im Internet. So bekommt man dan von Hannibal Lecter, Batman, William Shatner mitgeteilt das keiner Zuhause sei und man doch bitte einen Nachricht hinterlassen solle. Ist das jetzt der Weissheit letzter Schluss? Sollte ich William Shatner hören, so würde ich in Ehrfurcht erstarren. Wer würde das nicht, wenn einem gesagt wird, das sich am anderen Ende Captain Kirk befände?
Bei Hannibal Lecter eher aus Furcht.
“Guten Tag, hier spricht Hannibal Lecter. Die Familie sowiso kann gerade nicht an den Apparat kommen, da ich sie ermordet und deren Leber verspeist habe”.
Nein Danke, da möchte ich jetzt sicher nichts hinterlassen.
Bei Batman käme es darauf an welcher der vielen die ihn im Laufe der Jahre verkörperten dort zu hören wäre. Bei Adam West würde ich sicherlich belustigt sein. In keinem der Fälle sähe ich mich jedoch noch in der Lage eine anständige Mitteilung zu hinterlassen. Überhaupt, ist es nicht so, das, wer etwas möchte, oder eine dringende Sache anzusprechen hat, sicherlich ein weiters mal Anrufen wird. Auserdem leben wir doch im Zeitalter der mobile kommunikation. Man könnte also auch, so denn niemand Zuhause ist, auch ohne weiteres auf dem Handy anrufen.

19
Jan
2013

Guru

Am Morgen des 8. Januar 2013 erfahre ich via iTunes das im März diesen Jahres wieder eine neue CD des Herrn David Bowie erscheinen werde. Erwartet wird das neue Werk des Meisters am 11.03.2013. Änderungen vorbehalten. Ich solle doch bitte jetzt das Album vorbestellen, denn nur so erhielte ich jetzt schon und vorab das Lied „Where are we now“ als sofortigen Download. Ich scrolle auf der Seite ein Stück herunter um festzustellen, dass ich den Song auch ohne gleich sämtliche Lieder lediglich als Datenmenge auf meinem Computer zu haben anstatt, ich bin da altmodisch, als CD zu erhalten, das Lied auch einzeln zu einem Preis von 1,29 Euro erwerben kann. Mein Finger zittert mit der Maus in der Hand, den kleinen Zeiger auf dem Bildschirm über dem Knöpfchen zum Download schwebend. Soll ich oder soll ich nicht? In diesem Falle würde es mich nicht einmal stören das ich lediglich 4 Minuten und 8 Sekunden an Einsen und Nullen erhalten sollte. Wenigstens käme ich auf diesem Wege schon jetzt in den Genuss eines neuen Songs des Meisters. Ich schwärme, ich hadere. Mich als Hardcorefan zu bezeichnen wäre um einiges zu übertrieben, doch Fan bin ich und das seit einigen Jahren. Genau gesagt begann die Geschichte des David Bowie und mir im Jahre 1995 mit erscheinen von Outside. Ich, damals 19 Jahre alt, begann hernach mit dem zusammenkaufen einiger seiner legendären Alben. Begonnen bei Ziggy Stardust and the Spiders from Mars über Low, „Heroes“, Scary Monsters und einigen anderen. Hernach wurden auch alle folgenden Alben erwiesen. Lediglich The Buddah of Suburbia wurde ausgelassen. Rauf und runter wurden die Alben gespielt. So lange und oft, das man sie, so sehr man sie auch mochte, irgendwann nicht mehr hatte hören wollen. Ausgleich wurde in Form einer Biografie geschaffen, für deren Genuss ich allerdings lediglich einige Tage benötigte. Wie es sich aber für einen interessierten Menschen gehört hatte man sich fleißig Notizen gemacht. So sorgt nicht nur der Autor, sondern auch der Mann über dessen Leben dort geschrieben worden war, dafür das ich begann Bücher von Oscar Wild und William S. Burroughs zu lesen, sie veranlassten mich auch dazu mich dem Oeuvre der Herren Iggy Pop (The Stooges) und Lou Reed (Velvet Underground) zu widmen. Natürlich blieb es nicht nur bei den erwähnten. Vieles andere fand ebenso den Weg in meinen Verstand, verharrt bis heute dort und wird wohl nie wieder selbiges verlassen. Im Artikel eines Musikmagazines stand etwas später zu lesen, das Mr. Bowie auch die Pixies (welche mir damals noch nicht bekannt waren), die schon bekannten Nine Inch Nails (mit Trend Reznor nahm er dann auch das auf Earthling erschienen I'm afraid of Americans neu auf welches dann als Single erschien, ebenso wie das, zu meinem Leidwesen, mit den Pet Shop Boys neu interpretierte Hallo Spaceboy) und auch Sonic Youth verehrte was mich nach meinem Gefühl auf die ein oder andere Art auf eine Stufe mit ihm zu heben schien.
Und endlich, 2002 sollte es dann so weit sein, ich hatte die Möglichkeit David Bowie, den Mann, dem ich so viel Bildung verdankte, live auf der Bühne zu sehen. 1996 hatte ich die Gelegenheit, anlässlich der Outside Veröffentlichung, verpasst mir das Konzert, das wenn ich mich recht erinnere, in Frankfurt stattfand genießen zu können. Doch nun, holte ich dieses nach. Ich bestieg in Stuttgart den Zug welcher mich nach München brachte. Von dort führte mich mein Weg erst zu einem jener gut bekannten Fast-Food-Restaurants, die schon vor langer Zeit ihren Weg von Amerika hierher fanden, das sich am Stachus befand, bevor ich mich zum Olympiagelände begab wo in der dortigen Halle das Konzert stattfinden sollte. Gerade rechtzeitig erreichte ich den Veranstalltungsort um noch die letzten Klänge des Soundchecks vernehmen zu können. Breaking Glass wurde gespielt was mein Herz sofort veranlasste in einer höheren Frequenz zu schlagen. Später dann, nach Einlass und zusehen einen Platz nicht all zu fern der Bühne zu ergattern kamen sie auf die Bühne. Schon in den Siebzigern zu Bowies Musikern zählende und seit Outside wieder im Lineup befindliche Pianist und keybordbedienende Mike Garson. Zu den Klängen seines Instrumentes erschien dann auch David Bowie auf der schlichten Bühne um Mouse on Mars zum Besten zu geben. Hernach traten die bezaubernde und mit einer hinreisenden Stimme gesegnete Bassistin Gale Anne Dorsey (ebenfalls seit Outside dabei), Jerry Leonard an der Gitarre, Earl Slick auch Gitarre (auch schon in den Siebzigern dabei gewesen), Mark Platti (nicht nur Gitarre sondern auch Produktion) auf die Bühne. Ich hoffe das ich niemanden vergessen, da es doch schon eine kleine Weile her und es mit zunehmendem Alter schwerer fällt alles aus dem Kopf zu rekapitulieren (nicht nur die Haare wrden langsam aber sicher grau, auch der Kalk beginnt unweigerlich zu rieseln). Von einer Vorgruppe wird hier nicht erzählt (liegt nicht am Vergessen), weil es schlicht und ergreifend keine gab. Gut, so kann sie wenigstens nicht enttäuschen und darüber hinaus noch die Zeit bis der Meister die Bühne betritt, vollkommen unnötig, in die Länge zu ziehen. Als dann, ohne Vorankündigung die Lichter des Saales gelöscht wurden, die Klänge von Mouse on Mars die Luft erfüllten war es, so schien es mir, nach kurzem aber begeistertem Applaus, totenstill im Saal. Tausende lauschten der Musik des Mannes den sie, wie auch ich, vergötterten. Nicht nur, das seine Kreativität seit Jahrzehnten ungebrochen war, hatte er Oscar Wilde’s Dorian Grey gleich sich seine Jugend bewahrt. Seine 55 Jahre waren ihm beileibe nicht anzusehen. Ich war in einer von Begeisterungsstürmen unterbrochenen, immer am Ende eines jeden gespielten Liedes, Trance. Ich hatte es geschafft. Ich sah ihn leibhaftig vor mir. Ich sah sie alle vor mir. Die Charaktere die er auf Outside verkörperte, jener von Earthling, Ziggy Stardust und auch den Thin White Duke. Sie alle standen dort oben und sangen die Lieder die ich zur gänze verinnerlicht hatte. Ich fühlte mich in einer Art berauscht wie man es sonst nur von den Anhängern eines fragwürdigen Gurus kennt welcher später jene leichtgläubigen zu einem Massenselbstmord aufrufen wird. Ich wäre an jenem Tag im Jahre '02 diesem Aufruf gefolgt, ohne mit der Wimper zu zucken oder Fragen zu stellen. Ich war erleuchtet. Mit dem Gefühl das Ziel meines Lebens erreicht zu haben verließ ich nach Ende des Konzertes gemeinsam mit all den anderen Jüngern die Halle um mich wieder auf den Weg nach Hause zu machen. Das Gefühl hielt noch eine Weile an. Genau so lange bis ich, am Morgen danach, wieder an meine Arbeitsstelle zurück zu kehren hatte. Die Realität holte mich, nicht langsam sondern eher nach Art eines Vorschlaghammers, wieder ein. Was blieb war lediglich die Hoffnung dieses Ereigniss, sowie die damit verbundenen Empfindungen wiederholen zu können. Diese sollte sich im Jahr 2003 erfüllt werden als der Herr und Meister im Rahmen seiner A Reality Tour in Stuttgart gastierte. Unnötig zu erwähnen das mir kein Preis zu hoch war um der Predigt beizuwohnen.
Heute ist es wieder so weit. Noch hadere ich zwar ob das neue Album zu erwerben sei oder wenigstens der eine schon zu erhaltende Titel daraus oder ob ich nicht bis zum vorgesehenen Termin der CD – Veröffentlichung warten solle um dann das Werk in seiner ganzen Pracht und real in meinen Händen halten zu können. Schließlich musste auch auf die Erscheinung des Messias warten bis es so weit war. Warum sollte also ich mich nicht auch in Geduld üben?
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